Mit dem Neubau von 2019 wurde die Kinder- und Jugendpsychiatrie auf 43 Betten erweitert.
ZEITREISE IN MEILENSTEINEN
2007
Wo junge Menschen Halt finden
Neue Station der Kinder- und Jugendpsychiatrie nimmt erste Patientinnen und Patienten auf
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie denken, fühlen und leiden anders – und sie brauchen eine Psychiatrie, die das versteht. Deshalb entstand 2007 am Bezirksklinikum Ansbach eine Station für Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen. Ein Ort, der jungen Menschen Halt gibt – und sie dabei unterstützt, ihren eigenen Weg zu gehen.
Psychiatrische Angebote für junge Menschen im Wandel
Psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen aben spürbar zugenommen – immer mehr junge Menschen kämpfen heute mit psychischen Problemen. Gleichzeitig ist das Bewusstsein gewachsen, dass Krisen Teil des Aufwachsens sein können, und dass rechtzeitige Hilfe entscheidend ist. Auch die Versorgungslandschaft hat sich weiterentwickelt: Es gibt mehr Anlaufstellen und bessere Möglichkeiten, professionelle Unterstützung zu finden.
Um die Jahrtausendwende war das anders: Eltern, die psychiatrische Hilfe für ihr Kind suchten, stießen oft auf Ratlosigkeit.
„Ambulante Angebote? Kaum vorhanden. Tageskliniken? Selten. Stationäre Einrichtungen? Weit entfernt, meist in Universitätsstädten.“
Viele Familien wussten nicht weiter – und gaben auf. Auch in Ansbach war das Angebot lange Zeit begrenzt: 1998 entstand die erste Institutsambulanz, 2001 folgte eine Tagesklinik. 2004 wurden im Gebäude der Tagesklinik provisorisch die ersten zehn vollstationären Betten eingerichtet. Doch die Kapazitäten reichten nicht aus. Die Nachfrage stieg – und mit ihr der Druck, mehr zu tun.
Entwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Ansbach
2007 markierte einen Wendepunkt. Haus 20, zuvor von der Erwachsenenpsychiatrie genutzt, wurde zur Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters (KJP). Ein Ort, der ganz auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten war: mit eigenen Konzepten, einem spezialisierten Team und altersgerechten Therapien. Endlich gab es einen geschützten Raum, der das Denken, Fühlen und Erleben junger Menschen ernst nimmt.
Mit der Eröffnung der neugebauten Station 20K im Jahr 2012 war erstmals eine klare Trennung zwischen Kinder- und Jugendbereich möglich. Einrichtung und Ausstattung konnten nun gezielt auf das jeweilige Alter abgestimmt werden.
2019 folgte der nächste große Schritt: Mit der Einweihung des Neubaus erhielt die Kinder- und Jugendpsychiatrie ein Gebäude, das architektonisch und therapeutisch neue Maßstäbe setzt. Zwei spezialisierte Stationen – eine Aufnahmestation mit 13 Betten und eine Jugendstation mit 17 Betten – bieten seither Raum für differenzierte, altersgerechte Behandlungen. Therapieräume, Rückzugszonen und großzügige Gemeinschaftsbereiche schaffen eine Atmosphäre, die jungen Patientinnen und Patienten Orientierung und Sicherheit gibt. Die hellen, offenen Räume unterstützen zudem eine beziehungsorientierte, offene Therapie.
Außenansicht der alten Kinder- und Jugendpsychiatrie Ansbach
Stationäre Versorgung mit vielfältigen Therapiebausteinen
Heute verfügt die KJP über 43 stationäre Behandlungsplätze. Das multiprofessionelle Team behandelt Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 18 Jahren, wenn ambulante oder tagesklinische Angebote nicht mehr ausreichen. In den Stationen erhalten sie rund um die Uhr intensive Betreuung. Häufige Diagnosen sind ADHS, Depressionen, Angst- und Essstörungen, Zwangsstörungen oder Psychosen.
Der Tagesablauf ist klar strukturiert und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Schulpflichtige Kinder besuchen die Schule für Kranke am Standort. Therapeutisch kommen medizinische, psychologische und kreative Verfahren zum Einsatz – von Einzel- und Gruppentherapie über Kunst-, Bewegungs- oder Gestaltungstherapie bis hin zu tiergestützter Therapie. Darüber hinaus bietet das KJP-Team Elternberatung, sozialpädagogische Begleitung und lebenspraktisches Training an.
Ambulante Angebote: Unterstützung im vertrauten Umfeld
Eine Tagesklinik und zwei psychiatrische Institutsambulanzen in Ansbach und Neustadt an der Aisch ergänzen das stationäre Angebot. Gerade für Kinder und Jugendliche ist die ambulante Versorgung besonders wertvoll: Sie bleiben in ihrem vertrauten Umfeld, besuchen ihre Schule und behalten ihren Alltag bei. Eltern lassen sich leichter einbinden, und die Hürde, Hilfe zu suchen, sinkt. Ambulante Angebote ermöglichen frühe, passgenaue Unterstützung – oft bevor eine stationäre Aufnahme nötig wird. Das entlastet die Kinder ebenso wie die Klinikstrukturen.
Deshalb wird das ambulante Netz weiter ausgebaut: Bis 2027 entsteht in Neustadt an der Aisch ein moderner Neubau für eine zweite Tagesklinik, in die auch die bereits vorhandene psychiatrische Institutsambulanz einziehen wird. Die Hilfsangebote rücken damit noch näher an den Alltag der Familien – dorthin, wo sie gebraucht werden, bevor aus Sorgen Krisen werden.
Je früher Kinder und Jugendliche Unterstützung erhalten, desto besser lassen sich psychische Belastungen auffangen, bevor sie sich verfestigen. Das verhindert Leid, Schulabbrüche und Ausgrenzung. Und es gibt jungen Menschen etwas zurück, das sie heute besonders brauchen: Vertrauen in sich selbst – und die Zuversicht, dass ihre Zukunft mehr bereithält als Angst, Druck und Unsicherheit.