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BLICK IN DIE ZUKUNFT

Soziotherapeutische Wohnheime stellen Weichen für die Zukunft

Spezialisierung für bedarfsorientierte Betreuung

Die Soziotherapeutischen Wohnheime der Bezirkskliniken Mittelfranken bieten insgesamt Platz für 95 Menschen mit einer chronischen psychischen Erkrankung. Das Angebot richtet sich derzeit vor allem an diejenigen, die durch ihre psychischen Störungen nicht in anderen Einrichtungen aufgenommen werden können.

Im Interview erklären Alexander Naser, Einrichtungsleitung Soziotherapeutisches Wohnheim Ansbach, und Markus Siller, Einrichtungsleitung Soziotherapeutisches Wohnheim Eggenhof, welche Wege sie schon heute einschlagen, um den Bedürfnissen der Bewohnerinnen und Bewohner auch in Zukunft gerecht zu werden.

 

Haben sich die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner in den vergangenen Jahren verändert?

Alexander Naser: Ja, viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner in Ansbach haben heute Mehrfachdiagnosen und benötigen eine viel intensivere Betreuung als früher.

Markus Siller: Wir merken den Generationenwechsel in Eggenhof ebenfalls. Heutige Generationen haben ganz andere Bedürfnisse als noch die Babyboomer. Sie wünschen sich viel mehr persönliche Ansprache und mehr Angebote außerhalb des Wohnheims.

Wie begegnen Sie den veränderten Anforderungen?

Alexander Naser: Unsere strategische Planung sieht vor, dass wir uns in Ansbach langfristig auf den beschützenden und intensiven Bereich konzentrieren werden und in Eggenhof auf den offenen Bereich.

Markus Siller: Unser Wohnheim ist bereits sehr gut in das Gemeinde leben von Uttenreuth integriert. Unsere Bewohnerinnen und Bewohner nutzen zum Beispiel den Dorfbus und nehmen an Festen und Aktivitäten teil. Diese Selbständigkeit möchten wir noch weiter ausweiten und – wenn möglich – den Sprung in ein eigenständiges Leben mit ambulanter Betreuung begleiten.

Welche konkreten Maßnahmen sind geplant?

Alexander Naser: In Ansbach werden wir einen Neubau mit insgesamt 24 Plätzen für den beschützenden Bereich bauen, um auf die speziellen Bedürfnissen dieser Bewohnergruppe noch besser eingehen zu können. Zudem möchten wir auf lange Sicht, dass die offenen Wohnbereiche von anderen Trägern übernommen werden, da das Krankenhaus-Setting hinderlich dabei ist, den Bewohnerinnen und Bewohnern beim Weg in ein selbstständiges Leben zu helfen. Selbstverständlich tragen wir solange Fürsorge für diese Menschen, wie es nötig ist.

Markus Siller: In Eggenhof verschönern wir gerade den Wohnbereich. Es soll der letzte Raucherraum weichen und ein Wohnzimmer für die Bewohner entstehen. Dabei werden wir finanziell vom Freundeskreis unterstützt. Um unseren Bewohnerinnen und Bewohnern noch mehr digitale Teilhabe zu ermöglichen, bieten wir ihnen dort künftig weitere digitale Endgeräte wie Laptops, Tablets oder einen Flatscreen an. Diejenigen, die noch unsicher mit digitalen Medien sind, unterstützen wir in der Handhabung.

Was bedeuten die heutigen Anforderungen der Patientinnen und Patienten für Ihre Teams?

Alexander Naser: Wir tragen die Veränderungen gemeinsam. Wir müssen ein gemeinsames Zielbild in unseren Köpfen haben. In Zukunft werden wir im beschützenden Bereich verstärkter ein Teil der Eingliederungshilfe sein. Wir stabilisieren die Menschen
soweit, dass sie den nächsten Schritt in einem anderen Wohnheim gehen können.

Markus Siller: Ganz konkret nehmen wir unsere Teams mit Teambuilding-Maßnahmen und Supervisionen mit. Wir möchten, dass unsere Mitarbeitenden eine Vision haben, mit der sie auch im Alltag arbeiten können.

Geschützter Raum für psychisch Erkrankte

In den Soziotherapeutischen Wohnheimen in Ansbach und Eggenhof leben Männer und Frauen mit chronisch-psychiatrischen Erkrankungen. Die Wohnheime bieten einen Lebensraum, in dem sie Geborgenheit und Sicherheit finden. Psychisch kranke Menschen können dort wieder ein Gefühl von zu Hause entwickeln. Sie sollen, soweit möglich, befähigt werden, in Zukunft selbstständig soziale Hilfen und Angebote nutzen zu können. Die individuellen Bedürfnisse und Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner werden dabei stets berücksichtigt und gefördert.

Grundannahme: 
Jeder Mensch verfügt über eigene Ressourcen, um seine Situation zu verändern. Die Angebote schaffen ein Klima, in dem die Betroffenen ihre Potenziale erfahren und ausbauen können.

Wohnformen: 
Für Menschen mit erhöhtem Störungspotenzial und Verhaltensauffälligkeiten steht die beschützte Wohnform zur Verfügung. Chronisch psychisch kranke Menschen, die noch nicht in einer ambulanten Betreuungsform leben können, werden in einer offenen Wohnform unterstützt.

Angebot: 
Das Angebot ist sehr niederschwellig ausgerichtet und umfasst eine individuelle personenbezogene Förderung der fünf Lebensbereiche des Gesamtplanverfahrens: Umgang mit den Auswirkungen der Behinderung, Aufnahme und Gestaltung sozialer Beziehungen, Selbstversorgung und Wohnen, Tagesbetreuung und Beschäftigung, Tagesgestaltung, Freizeit, Teilnahme am gesellschaftlichen Leben.