Dr. Matthias Keilen, Vorstand Medizin
Grußwort: Dr. Matthias Keilen, Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken
Was passiert, wenn aus vielen eines wird?
Wie stark ein Klinikverbund ist, zeigt sich oft erst unter Druck. Wenn plötzlich alles anders ist und gewohnte Routinen ins Leere laufen – und trotzdem alle anpacken: mit klarem Kopf, ruhiger Hand und einem gemeinsamen Ziel. Für die Patientinnen und Patienten. Für die Kolleginnen und Kollegen. Für die Sache.
Ich habe das als Vorstand zweimal erlebt: Während der Corona-Pandemie von 2020 bis 2023 und bei dem Hackerangriff Anfang 2024. Beide Krisen haben uns gefordert. Aber sie haben auch bewiesen: Auf diesen Verbund, auf diese Menschen ist Verlass. Was vor zwanzig Jahren als Zusammenschluss begann, ist heute echter Zusammenhalt. Und der zeigt sich nicht nur in der Krise, sondern auch im Alltag – an jedem Arbeitstag.
Die Gründung der Bezirkskliniken Mittelfranken im Jahr 2005 war mehr als ein organisatorischer Schritt. Sie war ein Signal: „Wir übernehmen Verantwortung für die psychiatrische Versorgung in der Region – nah an den Menschen, mit einem klaren öffentlichen Auftrag.“ Seitdem hat sich viel getan. Ein Meilenstein war der Wandel hin zu einer stärker ambulant ausgerichteten Versorgung. Heute verbinden wir die Stabilität großer Ankerkliniken mit der Nähe eines dichten Netzes aus Tageskliniken, Institutsambulanzen und stationsäquivalenter Behandlung. So können viele Patientinnen und Patienten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben – bei ihren Familien, in ihrem Alltag, in ihrem eigenen Rhythmus.
Das verändert viel: menschlich, medizinisch, therapeutisch. Und es zeigt, wohin die Reise geht – in eine Gesellschaft, die älter wird, aktiv bleiben möchte und flexible, lebensnahe Angebote braucht. Auch baulich und strategisch machen wir die Bezirkskliniken Mittelfranken fit für die Zukunft. 2022 haben wir unser Versorgungsangebot mit der neuen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Fürth gezielt erweitert. In Treuchtlingen entsteht derzeit eine psychosomatische Fachklinik, die medizinische Qualität mit hotelähnlichem Komfort verbindet – auch für überregionale und internationale „Gäste“. In Erlangen leiten wir mit einem umfassenden Ausbau ein neues Kapitel ein: Hier entsteht eine der modernsten psychiatrischen und neurologischen Fachklinken Bayerns. Weitere Sanierungen, etwa in Ansbach und Engelthal, sind in Planung.
Auch in der Digitalisierung haben wir große Fortschritte gemacht. Vor zwanzig Jahren wurden Patientenakten handschriftlich geführt und in Aktenschränken abgelegt – heute arbeiten wir digital, vernetzt und deutlich effizienter. Wie sehr wir uns auf diese Systeme verlassen, zeigte sich Anfang 2024: Der Hackerangriff traf uns ins digitale Herz – und machte sichtbar, was fehlt, wenn die Technik ausfällt. Umso wichtiger ist es, unsere IT gezielt weiterzuentwickeln: mit sicherer Infrastruktur, verlässlicher Kommunikation und digitalen Schnittstellen zu Arztpraxen, Kliniken und Kostenträgern. Auch Künstliche Intelligenz wird künftig eine große Rolle spielen.
Dass wir auf einem guten Weg in die digitale Zukunft sind, zeigt übrigens auch dieser Jahresbericht – er erscheint erstmals nicht nur gedruckt, sondern auch digital.
Doch wenn wir über Zukunft sprechen, meinen wir mehr als Investitionen und Innovationen. Wir meinen die Menschen, mit denen wir diese Zukunft gestalten. Rund 3.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 83 Nationen arbeiten heute bei uns – mit unterschiedlichen Biografien, Sprachen und Perspektiven. Ihre Wege sind verschieden, ihr Ziel ist dasselbe: Patientinnen und Patienten mit seelischen Erkrankungen bestmöglich zu versorgen. Tag für Tag. Mit Fachwissen, Empathie und einem klaren Wertekompass.
Diese Vielfalt ist kein Zufall, sondern Teil unserer Identität. Sie steht für Offenheit, Respekt und den Willen, voneinander zu lernen. Sie macht uns stärker – in der Versorgung, im Miteinander, als Arbeitgeber. Deshalb ist das Jubiläumsjahr 2025 auch ein Bekenntnis zu einer Vielfalt, die verbindet. Und zu einer Stärke, die aus Unterschiedlichkeit entsteht.
„Vielfalt ist kein Zufall, sondern Teil unserer Identität.“
Zwanzig Jahre gehen wir diesen Weg nun gemeinsam. Vieles haben wir erreicht – und doch fühlt es sich an, als stünden wir erst am Anfang. Weil sich die Welt verändert. Weil jede Begegnung, jede Entscheidung, jeder Tag zählt. Die großen Projekte, aber auch die leisen Momente: Wenn ein Patient nach langer Krankheit wieder lacht. Wenn eine Pflegekraft einfach da ist und zuhört. Wenn ein Team ohne großes Aufheben sein Bestes gibt. Darum erzählen wir im Jubiläumsjahr nicht nur von Bauprojekten, Zahlen und Strategien, sondern von den Menschen, die uns ausmachen. Von dem, was bleibt. Und von dem, was kommt. Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei begleiten – im digitalen oder analogen Jahresbericht.
Ihr
Dr. Matthias Keilen
Vorstand der Bezirkskliniken Mittelfranken