Stinne Fronius, Kaufmännische Vorständin
Grußwort: Stinne Fronius, Vorständin der Bezirkskliniken Mittelfranken
Zwischen Haltung und Haushalt
Ein Unternehmen lernt man nicht durch Zahlen kennen. Auch nicht durch Organigramme oder Geschäftsberichte. Man versteht es, indem man zuhört, nachfragt und begreift, welche Werte gelebt und welche Ziele verfolgt werden. Als ich im Januar 2025 zu den Bezirkskliniken Mittelfranken kam, habe ich genau das getan. Ich sprach mit Mitarbeitenden, Führungskräften und Teams an unseren Standorten. In diesen Gesprächen wurde mir klar: Was diesen Klinikverbund auszeichnet, ist eine klare Haltung – getragen vom Zusammenhalt, von der hohen Loyalität der Mitarbeitenden und den innovativen Ideen für die Zukunft. Diese Haltung ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von zwanzig Jahren gemeinsamer Entwicklung. Seit der Gründung 2005 sind die Bezirkskliniken zu einem starken Verbund gewachsen. Mit neun Kliniken, zwölf Institutsambulanzen, acht Tageskliniken und zwei Soziotherapeutischen Wohnheimen zählen wir zu den größten Gesundheitsanbietern der Region. Rund 3.300 Mitarbeitende versorgen jährlich 14.500 stationär und teilstationäre sowie über 40.000 ambulante Patientinnen und Patienten. Ein gutes Fundament, um darauf Zukunft zu bauen und die vor uns liegenden Herausforderungen anzupacken. Denn davon gibt es viele!
In allen Bereichen steigen die Kosten: für Energie, Bau, Personal und IT. Gleichzeitig stehen wir im Wettbewerb um Fachkräfte, besonders in der Pflege und im ärztlichen Dienst. Zudem müssen wir investieren: in unsere Klinikgebäude, in die digitale Infrastruktur oder in den weiteren Ausbau ambulanter Angebote. Hinzu kommt die demografische Entwicklung – schleichend, aber tiefgreifend. Die Menschen werden älter, der Versorgungsbedarf wächst. Gleichzeitig gehen mit den Babyboomern viele Fachkräfte in den Ruhestand und zu wenige rücken nach. Gerade in dieser Lage braucht wirtschaftliches Handeln ein klares Ziel – und ein Gespür für das, was wirklich zählt: die Menschen. Für mich bedeutet das, nicht nur in Budgets und Kostenstellen zu denken, sondern die Geschichten dahinter zu sehen: Die Therapeutin, die auf moderne Ausstattung für Bewegungstherapie wartet. Der IT-Techniker, der eine Fortbildung braucht. Die Patientin, die auf die bestmögliche Behandlung hofft.
„Für mich bedeutet das, nicht nur in Budgets und Kostenstellen zu denken, sondern die Geschichten dahinter zu sehen.“
In diesem Kontext bedeutet kaufmännische Verantwortung nicht, den Rotstift zu führen, sondern Potenziale zu erkennen und eine Vision zu entwickeln. Eine Vision, die wirtschaftlich tragfähig ist und den Wandel unserer Versorgungslandschaft aktiv mitgestaltet. Auch künftig wird es Patientinnen und Patienten geben, die eine intensive stationäre Behandlung benötigen – und dafür braucht es starke Ankerkliniken. Aber Versorgung lässt sich heute nicht mehr nur stationär denken. Der Bedarf an flexibleren Angeboten wächst: teilstationär, ambulant bis hin zur stationsäquivalenten Behandlung im eigenen Zuhause.
Vieles davon haben wir bereits angestoßen. Doch der Wandel geht weiter – und verändert auch unsere Rolle als Arbeitgeber. Wo neue Behandlungsformen entstehen, entwickeln sich neue Arbeitsmodelle. Viele Fachkräfte im Gesundheitswesen wünschen sich feste Zeiten, weniger Schichten, mehr Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. In ambulanten Strukturen ist das oft leichter möglich. So stärken wir die Versorgung – und gleichzeitig unsere Attraktivität als Arbeitgeber.
In dieser neuen Versorgungslandschaft wird die Digitalisierung eine entscheidende Rolle spielen. Sie entlastet den Alltag, spart Ressourcen und verbessert zugleich die Versorgungsqualität. Die Closed-Loop-Apotheke im Klinikum am Europakanal, die alle Standorte automatisiert mit Medikamenten versorgt, ist dafür ein gutes Beispiel – ebenso wie zahlreiche Projekte, die wir mit Mitteln aus dem Krankenhauszukunftsgesetz umsetzen. Auch mit der Generalausbauplanung am Klinikum am Europakanal und dem Neubau der psychosomatischen Fachklinik in Treuchtlingen setzen wir deutliche Zeichen. In Erlangen entsteht eine der modernsten psychiatrischen und neurologischen Kliniken Bayerns – leistungsfähig, patientenorientiert und attraktiv weit über Mittelfranken hinaus.
In Treuchtlingen bauen wir eine Klinik, in dem medizinische Exzellenz auf eine Atmosphäre trifft, die an ein gutes Hotel erinnert: ein Ort der Ruhe und Erholung, eingebettet in die Landschaft des Altmühltals. Mit diesem Angebot sprechen wir eine neue Zielgruppe an: Menschen aus ganz Deutschland, die eine hochwertige, spezialisierte psychosomatische Behandlung in ansprechendem Ambiente suchen. Ein ehrgeiziges Projekt – und ein starkes Signal für die Weiterentwicklung der Bezirkskliniken.
Unser Klinikverbund steht heute auf einem soliden Fundament – gewachsen aus zwanzig Jahren Erfahrung, Haltung und Verantwortung. Und wir sind gut gerüstet für die Zukunft: mit einem konkreten Plan, gezielten Investitionen und dem Anspruch, Strukturen zu schaffen, die auch morgen noch tragen.
Ich freue mich darauf, diesen Weg mitzugestalten – mit Respekt für das Gewachsene, mit klarem Blick auf die Menschen, die wir versorgen, und mit dem festen Willen, die Bezirkskliniken wirtschaftlich erfolgreich in die Zukunft zu führen.
Ihre
Stinne Fronius
Vorständin der Bezirkskliniken Mittelfranken