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BLICK IN DIE ZUKUNFT

Psychiatrische Versorgung - nah und vernetzt

Chefarzt Prof. Dr. Mathias Zink über Strategien für eine moderne Psychiatrie

Die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Ansbach bietet im Rahmen des umfassenden Pflichtversorgungsauftrags Menschen mit psychischen Erkrankungen Hilfe an. Damit nimmt sie eine zentrale Position in der Notfallversorgung ein, behandelt darüber hinaus aber an den Standorten Ansbach, Feuchtwangen, Roth und Weißenburg Patientinnen und Patienten mit allen Störungsbildern und Schweregraden. Dies erfolgt primär ambulant oder tagesklinisch, bei Notwendigkeit mit allen Mitteln des Krankenhauses, sei es klassisch stationär oder auch aufsuchend stationsäquivalent.

Neue Anforderungen durch Pandemie, Demografie und Migration

Die gegenwärtigen Entwicklungen stellen besondere Anforderung an einen Leistungserbringer wie unsere Klinik: Die Folgen der SARS-CoV2-Pandemie lassen eine Zunahme epileptologischer, psychotischer und dementieller Erkrankungen erwarten, wobei zusätzlich die Pandemiemaßnahmen (z. B. Schulschließungen) zu weiteren Langzeitfolgen disponieren. Im Bereich der Suchtprävention müssen dringend innovative Wege beschritten werden, da Versuche mittels Prohibition und Kriminalisierung als gescheitert gelten müssen. Demographische Veränderungen und Migrationsprozesse erfordern ebenfalls hochdynamische Anpassungsprozesse aufseiten der Anbieter aller Gesundheitsleistungen.

Vernetzte Versorgung und sektorenübergreifende Konzepte

Im Rückblick gelang es den Mitarbeitenden aller Berufsgruppen, durch gut verzahnte und abgestimmte Therapieprozesse mehrere tausend Fälle zu behandeln, darunter fast tausend Menschen, die bei akuter Eigen- und / oder Fremdgefährdung stationäre Therapie auf der Grundlage des bayerischen Psychisch-Kranken-Hilfegesetzes benötigten. Stationsäquivalent, tagesklinisch und ambulant werden weitere Patientengruppen versorgt, wobei sich die jeweilige Behandlungsform den Bedarfen der Patientinnen und Patienten anpasst, so dass im Prozess der Gesundwerdung oftmals mehrere Organisationsformen, die im Gesundheitssystem als Sektoren bezeichnet werden, durchlaufen werden.

Der Sektorenübergang wird optimal ermöglicht, wenn dabei die tragenden, therapeutischen Beziehungen nicht verändert oder gar abgebrochen werden müssen. So leider geschieht es bei einer Verlegung zwischen Stationen. Exemplarisch konnte aber eine Spezialstation für die Behandlung des Frühverlaufs psychotischer Erkrankungen etabliert werden, in der die Sektoren unter Bewahrung der medizinischen, pflegerischen, psychologischen und spezialtherapeutischen Behandlungsbeziehungen durchlaufen werden können. Das Team dieser Station P1 bietet beschützende Akuttherapie genauso an wie Behandlung im offenen Setting, teilstationäre oder poststationär ambulante Therapie.

Ambulantisierung, Frühintervention und Globalbudget

Perspektivisch arbeitet die Klinikleitung auf eine umfassende Modernisierung hin, die sich in einem Neubau in mehreren Teilbauabschnitten vollzieht, aber auch im Inneren der Klinik auf die Behandlungskonzepte bezogen ist. Hier sind die tragenden Stichworte Ambulantisierung (ambulant vor stationär), Primat der Früherkennung, Frühintervention und Psychotherapie, trialogische und systemische Ansätze unter Einbezug der vertrauten Personen des Alltags unserer Patientinnen und Patienten.

Dies gelingt optimal in einer krankenhausökonomischen Struktur, die sich alternativ zum aktuellen System entwickelt hat: Während bisher als Standard die einzelnen ambulanten Leistungen, teil- oder vollstationären Tage in Rechnung gestellt werden, können alternativ im Rahmen eines Globalbudgets Gesamtbeträge pro Jahr verhandelt werden, in deren Rahmen zum Beispiel die Bezirkskliniken Mittelfranken dann die Gesamttherapie auf psychiatrischem Gebiet zur Verfügung stellen. Und es ist Teil der Forderungen zur Krankenhausreform aus Expertenkreisen, dass dieses Vorgehen parallel zur aktuellen Versorgungsform gleichberechtigt angeboten werden kann. Mit aller Entschiedenheit arbeitet die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in Ansbach auf dieses Ziel hin.